WOLFGANG WAGNER
geboren am 30. August 1919
Der im März 2010 verstorbene einstige Festspielleiter der Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele war ein Sohn, wie sein Bruder Wieland, von Siegfried und Winifred Wagner, Enkel von Richard und Cosima Wagner und Urenkel von Franz Liszt, da Cosima aus der Verbindung von Franz Liszt mit der Gräfin Marie d'Agoult hervorging. Der 1811 geborene Franz Liszt war also der Schwiegervater von Richard Wagner (geb. 1813) Altersunterschied 2 Jahre.
Wolfgang Wagner wurde 1939 zum Kriegsdienst eingezogen, kam an der polnischen Front zum Einsatz und erlitt sehr schwere Kriegsverletzungen, die von dem damals berühmten Dr. Sauerbruch behandelt wurden. Nach Genesung ging er nach München zu einer praktischen Theaterausbildung, anschließend wurde er Regieassistent an der Berliner Staatsoper. 1943 heiratete er Ellen Drexel. Sie bekamen 2 Kinder, Eva Wagner-Pasquier und Gottfried Wagner. Diese Ehe wurde 1976 geschieden. Gudrun Mack wurde die neue Ehefrau. Die jetzige, sehr schwer erkrankte Festspiel-Chefin Katharina Wagner ist die Tochter.
1951 wurden die Bayreuther Festspiele nach dem Krieg unter Leitung von Wolfgang und Wieland Wagner wieder eröffnet. Wolfgang, der auch inszenierte, war der talentierte Praktiker,dem es gelang, dass der Betrieb ökonomisch gesichert, vernünftig organisiert und modernisiert erschien, während Wieland als der fantasievolle und spekulative Künstler galt, der sich zum Genie von Neu-Bayreuth entwickelte, dessen Modernität in radikaler Stilisierung bestand. Wir waren schockiert, als der erst 49jährige Wieland im Oktober 1966 starb.
Ab 1967 war Wolfgang Wagner der alleinige Verantwortliche in Bayreuth. Er war ein jovialer, hemdsärmeliger, seine fränkische Sprache nicht verachtender Typ, dem der Bühnenarbeiter genau so wichtig war wie Sängerstars. Ein langer Weg wurde später die weitere Entwicklung der Bayreuth Situation.
Noch etwas Persönliches von Herbert:
Anlässlich des 100. Uraufführungstages der "Meistersinger von Nürnberg" im Jahre 1968 sollte Wieland eine Neuinszenierung dieses Werks machen, was sein Tod verhinderte. Entwürfe, Konzepte waren vorbereitet. Es gab aus diesem Anlass ein Gespräch mit Wolfgang Wagner, das vom Bayerischen Rundfunk mitgeschnitten und einige Tage später im Rundfunk gesendet wurde. Herbert wurde damals vom Bayerischen Rundfunk ins Studio Nürnberg eingeladen, dieses Gespräch live mitzuverfolgen. Im Anschluss gab es, wie üblich, "Smalltalk". Es fügte sich, dass Herbert bei einem Glas Wein mit Wolfgang Wagner, anschließend auch mit seiner Tochter Eva, ein sehr langes, interessantes Gespräch führen durfte. Herbert war sehr beeindruckt, Wolfgang Wagner fragte mindestens so viel wie er antwortete, es war eine Stimmung, wie unter Freunden. Ein großer Mann, der sich nicht als Star verstand.