CARLOS KLEIBER
geboren am 03. Juli 1930
Carlos Kleiber war für die Musikwelt, den Rezensenten, den Musikfreunden und den Musikern, wie Herbert aus mehreren Gesprächen erfahren hat, die unter seiner Leitung spielten, der genialste Dirigent nach Leonard Bernsteins Tod.
War er ein Genie, das unter seiner Genialität litt? Worauf waren seine Selbstzweifel zurückzuführen? Auf seinen übermächtigen Vater, den großen Dirigenten Erich Kleiber, der verhindern wollte, dass er Musiker wird? Er wagte es nicht, jemals Beethovens Eroica oder die 9. Sinfonie zu dirigieren, weil er fürchtete, diesen wunderbaren Kunstwerken als Interpret nicht gerecht werden zu können. Es gelang nur dem damals scheidenden Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker ihn zu einem Konzert ans Dirigentenpult des wohl besten Orchesters der Welt, den Berliner Philharmonikern, zu überreden. Hatte er Angst vor dem eigenen Genie?
Die hohen Ansprüche, die er von sich selbst forderte, mussten auch die Sänger erfüllen, weshalb die Aufführungen unter seiner Leitung Sternstunden wurden.
Wenn dieser wunderbare Musiker dirigierte, war von jenen Qualen, Kabalen, Zerwürfnissen, Nötigungen und Streitigkeiten, die sich um Kleibers Karriere ranken, nichts zu spüren.
Er war sicher ein schwieriger Mensch, Krächen bei Proben nicht ausgeschlossen, wie er selbst zugab, er konnte aber auch sehr freundlich, witzig und ungemein charmant sein, vor allem zu Frauen. Bei den mehreren kurzen Begegnungen von Herbert mit ihm, zeigte er sich sympathisch aufgeschlossen und mit knallharter Offenheit.
Wie erlebten wir Carlos Kleiber als Dirigent, der glücklicherweise der Bayerischen Staatsoper mit dem Bayerischen Staatsorchester wohlgesonnen war? Es ist aus Platzgründen unmöglich, über den "Rosenkavalier" und der "Fledermaus" in der Bayerischen Staatsoper ausführlich und schwärmend zu berichten, Aufführungen, die wir mehrmals besuchten. Sein Dirigat von Bizets "Carmen" in der Wiener Staatsoper mit Placido Domingo in seiner Glanzzeit als Don Jose wird bei uns zeitlebens eingegraben sein. Die Aufführungen von "Tristan und Isolde" bei den Bayreuther Festspielen, die bei ihm fast zu einem physischen Zusammenbruch führten, werden unvergesslich bleiben, wie auch die Interpretationen von Beethovens "Coriolan" Ouvertüre, der 4. und 5. Sinfonie, Brahms 4. Sinfonie u.a.
Es bleiben unauslöschliche Erinnerungen an einen ganz Großen.

Wir hören
PLAPPERMÄULCHEN
von Josef Strauss anlässlich eines Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker
und von Johann Strauss
CSARDAS
aus Ritter Pasman